Der Rotenfels bei Bad Münster
Ein „Jurassic Park der Rieslinge“ an der Nahe
Mit seinen sonnigen Steillagen und mineralhaltigen Quarzit-, Porphyr- und Schieferböden bietet das Nahetal bereits seit der Antike, bzw. urkundlich belegbar seit dem 8. Jahrhundert, äußerst günstige Bedingungen für den Weinbau. Dieser wird heute auf etwa 4200 Hektar Rebfläche in 75 Nahegemeinden betrieben. [Anm. 1] Die vielfältigen Facetten der Nahe und anderer rheinland-pfälzischer Regionen, in Architektur, Handwerk und natürlich im Weinbau, lassen sich nicht weit entfernt im Freilichtmuseum Bad Soberheim entdecken.
Entstanden ist das zwischen den Gebirgszügen des Hunsrücks und des Nordpfälzer Berglandes liegende Nahetal vor etwa 250 Millionen Jahren, als sich die Saar-Nahe-Senke aufgrund von vulkanischen Aktivitäten auffaltete und sich daraus die Nahemulde bildete. [Anm. 2] Diese füllte sich vor 30 Millionen Jahren nach Einbruch des Oberrheingrabens mit Wasser, wodurch das heutige Flussgebiet der Nahe und durch Sedimentablagerungen die umliegenden, fruchtbaren Lössböden entstanden. [Anm. 3] Steinerner Zeuge dessen ist bis heute das am linken Naheufer, nahe der Orte Traisen und Bad Münster am Stein-Ebernburg gelegene Porphyr-Felsmassiv Rotenfels: Mit einer Höhe von 202 Metern und einer Länge von 1,2 Kilometern ist es die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien. [Anm. 4] Rund um den Rotenfels existiert heute ein etwa 5070 Hektar großes Naturschutzgebiet, das aufgrund seines warmen und trockenen Mikroklimas und seiner mineralhaltigen Bodenvielfalt eine Vielzahl seltener und einzigartiger, teils südeuropäischer Pflanzen- und Tierarten beheimatet. [Anm. 5]
Einzigartiges Weinbau-Terroir
All dies macht den Rotenfels zu einem einzigartigen Terroir für den Weinbau, der auf teils winzigen Parzellen am Fuße und an den Steilhängen des Felsens betrieben wird. [Anm. 6] Unter dem Begriff „Terroir“ versteht man alle natürlichen Voraussetzungen einer landwirtschaftlichen Einzellage hinsichtlich der drei Faktoren Boden, Klima und Landschaft, die den Wein in seinem Geschmack beeinflussen: Dazu zählen etwa Durchlässigkeit und Nährstoffgehalt des Bodens, Niederschlagsverteilung und Temperatur, Hangneigung und Sonneneinstrahlung, eine mögliche Flussnähe, aber auch die Art des Bodengesteins. [Anm. 7] Aufgrund eben jener vielfältigen Bodenbeschaffenheit, die vor allem Weißweinen wie dem Riesling je nach Bodenart jeweils einen besonderen mineralischen Geschmack verleiht, wurde das Nahegebiet vom britischen Weinkritiker Stuart Pigott als das „Probierstübchen des deutschen Weines“ betitelt [Anm. 8] – mit dem Rotenfels als einem „Jurassic Park der Rieslinge“ [Anm. 9] .
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Felix Maskow
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 31.01.2023