Geschichte der Gebinde
Von Fässern, Flaschen und Amphoren
Im Römischen Reich waren Amphoren als Allzweckbehälter weit verbreitet. Diese aus dem Mittelmeerraum stammenden Gefäße wurden meist aus Ton hergestellt [Anm. 1] und waren so gebräuchlich, dass ihre Normgröße von 26,26 Litern auch zur Angabe der Kapazität von Güterschiffen verwendet wurde. [Anm. 2] Als Weingefäße wiesen sie oftmals bereits Angaben zu Jahrgang, Anbaugebiet und Winzer auf. [Anm. 3] Besonders zur Lagerung und als Gärgefäß wurde auch das sogenannte Dolium benutzt, das mehrere hundert Liter fassen konnte. Als besonders große Ausgabe der Amphore war es jedoch für den Transport ungeeignet und stand im Ruf, als Gärgefäß weniger qualitativen Wein hervorzubringen. [Anm. 4] Beim allgemein weniger üblichen Landtransport kamen außerdem große Lederbeutel (uter) zum Einsatz, die auf Ochsenkarren transportiert wurden. [Anm. 5]
Ernsthafte Konkurrenz erwuchs der Amphore im 1. Jahrhundert v. Chr. mit dem keltischen Holzfass in Gallien und Germanien. In diesen leichter zu handhabenden Fässern konnte wesentlich mehr Wein transportiert werden; häufig fassten sie 600 bis 800 Liter. [Anm. 6] Gerade die römischen Soldaten am Rhein wurden deshalb in der Folgezeit über die Mosel mit italienischem und gallischem Fasswein versorgt. [Anm. 7]
Auch über die römische Herrschaft hinaus blieben Holzfässer in Gebrauch und entwickelten sich ab dem Mittelalter teils zu prachtvollen Kunstwerken. Aber auch als Zweckbehälter wurden sie weiterhin genutzt. [Anm. 8] Aus der Traglast von Lasttieren und Fuhrwerken bildeten sich mit der Zeit Maßeinheiten für die Fässer und den Wein, die zwar oftmals gleiche Bezeichnungen hatten, sich allerdings von Region zu Region stark unterschieden. Eine größere gängige Einheit war dabei das sogenannte Fuder, das einer Wagenlast entsprechen sollte [Anm. 9] und etwa in Hessen-Kassel 952,52 Liter umfasste, in Frankfurt am Main dagegen nur 860,53 Liter. [Anm. 10]
Ähnlich verhielt es sich mit der Aufteilung in kleinere Maßeinheiten: So ergaben meist 6 Ohm (Traglast eines Lasttiers [Anm. 11] ) 1 Fuder, 1 Ohm konnte allerdings allein im preußischen Regierungsbezirk Koblenz im 19. Jahrhundert zwischen 12 (Ober- und Niedermendig [Anm. 12] ) und 36 Viertel (Cochem [Anm. 13] ) umfassen, wobei deren Größe sich wiederum unterschied. In Cochem ergaben schon 4,5728 Liter 1 Viertel [Anm. 14] , in Ober- und Niedermendig dagegen erst 12,0752 Liter [Anm. 15] . Im ganzen Regierungsbezirk rechnete man das Viertel zu 4 Maaß und dieses wiederum zu 4 Schoppen [Anm. 16] ; eine Maßeinheit, die vor allem für die Schankbehälter in der Gastronomie von Bedeutung war und als Begriff heute noch verwendet wird [Anm. 17] .
Diese Schankbehälter bestanden lange Zeit meist aus Ton, Zinn oder Holz. Erst im 17. Jahrhundert kamen häufiger Glasflaschen auf, die sich bis zum 19. Jahrhundert als Massenartikel durchsetzten. [Anm. 18] Die Farbe des Glases unterschied sich dabei häufig nach der Herkunftsregion: An Mosel, Saar und Ruwer waren die Flaschen lange Zeit blau, am Rhein und in der Pfalz dagegen sind grün und braun bis heute vorherrschend. [Anm. 19] Aber auch die Geschichte der Glasflasche als Schankbehälter reicht zurück bis in die Antike, denn grüne Glasflaschen waren als Luxusartikel auch schon im Römischen Reich in Gebrauch, [Anm. 20] wie der älteste noch flüssige Wein der Welt in Speyer aus dem Jahr 325 n. Chr. beweist. [Anm. 21]
In jüngerer Vergangenheit entstanden jedoch immer mehr Alternativen zu Glasflasche und Holzfass: Seit dem 20. Jahrhundert lagert der Wein oft in Stahltanks, die in Wartung und Flächenverbrauch viele Vorteile gegenüber dem Holzfass aufweisen. [Anm. 22] Kartonverpackungen sind günstiger und leichter als Flaschen. [Anm. 23] Ganz ersetzen können sie Holzfass und Glasflasche dennoch nicht: Weine höchster Qualität entwickeln sich nach wie vor am besten im Fass. [Anm. 24] Und auch wenn Kartons als Schankbehälter objektiv geeignet sind, leiden sie unter einem schlechten Image. [Anm. 25]
Urheberschaft
Autor: Christian Belzer
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021