Kloster Rupertsberg
Die Wirkungsstätte von Hildegard von Bingen
Auf dem früher zur Gemarkung der Gemeinde Weiler gehörenden Rupertsberg entstand um das dortige Kloster herum mit der Zeit eine gleichnamige Ortschaft. [Anm. 1] Im Jahr 1632 wurde das Kloster während des Dreißigjährigen Krieges durch die Schweden zerstört und nicht wieder aufgebaut. Es diente fortan als landwirtschaftliches Klostergut, weshalb der dazugehörige Grundbesitz vom Kloster Eibingen verwaltet wurde. [Anm. 2] Als im Jahr 1858 die Naheeisenbahn gebaut wurde, kam es durch den Abtrag des Berges zur Entfernung der Reste des Klostergebäudes. Die ehemalige Ortschaft Rupertsberg ging in den Ort Bingerbrück über. [Anm. 3]
Nachdem Hildegard von Bingen im Jahr 1150 den Disibodenberg verließ, gründete [Anm. 4] sie ein neues Kloster auf dem Rupertsberg. Als am 1. Mai 1152 die Klosterkirche geweiht wurde, waren die Gebäude noch nicht fertig gestellt und die Gärten, Weinberge sowie Felder noch nicht gänzlich angelegt. Zum Kloster gehörten neben dem Weinberg im Klostergarten zahlreiche Weinberge in der unmittelbaren Umgebung und entfernten Besitzungen [Anm. 5] sowie ein Kelterhaus mit einer Weinkelter. [Anm. 6]
Auf dem Rupertsberg verfasste Hildegard von Bingen zahlreiche Schriften, darunter auch ihre Visionsschriften „Scivias“, „Liber vitae meritorum“ und „ Liber divinorum operum“. [Anm. 7] Insbesondere in ihren Schriften „Causae et curae“ und „Physica“ sowie in ihren Briefwechseln wurden zahlreiche Vergleiche zum Wein gezogen. So sei das Gemüt eines Menschen in Bedrängnis vergleichsweise „gepreßt wie eine Traube in der Kelter“. [Anm. 8]
Hildegard von Bingen kannte sich mit Weinbergen, dem Schnitt der Reben und Pfropfen sowie den Arbeiten im Weinkeller außerordentlich gut aus. [Anm. 9] Doch besonders als medizinisches Heilmittel empfahl sie immer wieder den Wein. Bei Zahn- und Zahnfleischproblemen wurde zur Spülung mit warmer Rebenasche in Wein geraten, Ohren- und Kopfschmerz sei mit Salbung nachzukommen. Auch für trübe Augen kannte Hildegard von Bingen Abhilfe – die Tropfen einer Rebe beim Abschneiden des Schosses auf die Augen streichen und ins Auge fließen lassen. Kältebedingtem Harndrang sei durch erwärmten Wein nachzukommen und bei Koliken müssten diesem noch Kräuter beigefügt werden. Bei Husten und Gelbsucht wurde empfohlen, verschiedene Kräuter wie Liebstöckel, Fenchel und Eisenkraut in Wein einzulegen und diesen zu trinken. [Anm. 10]
Über die negative Wirkung des Weins wusste Hildegard von Bingen ebenso Bescheid und schreibt in ihrer „Causae et curae“ über die Trunkenheit: „Wenn der Mensch zu viel und ohne Maß Wein […] trinkt, wird sein ganzes Blut verflüssigt und fließt und strömt in seinen Adern ohne Ordnung hierhin und dorthin, so daß auch der ganze Verstand und Sinn dieses Menschen verwirrt wird.“ [Anm. 11]
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Ann-Kathrin Petermann
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021