Blick in die Ruinen des Klosters Disibodenberg bei Staudernheim.
Blick in die Ruinen des Klosters Disibodenberg bei Staudernheim. Bild: Harald Lueder / shutterstock.com

Kloster Disibodenberg

ATLAS
DER
WEINKULTUR

Burg Trifels im Pfälzerwald

Mit dem Untergang des Römischen Reiches brach die Land- und Wirtschaftsordnung in den germanischen Provinzen zusammen. Es folgte die Lehnsherrschaft, die den Winzer:innen Abhängigkeit und hohe Abgaben aufzwang.

Schloss Saarfels

Seit 100 Jahren erhebt sich mit Schloss Saarfels ein mittelalterlich anmutendes Winzerschloss über der Saar und erzählt von Optimismus und Selbstbewusstsein des deutschen Winzer- und Bürgertums.

Weinbau an der Lahn

Im Mittelalter war das Lahntal ein bedeutendes Weinanbaugebiet. Seit dem 17. Jahrhundert ging der Weinbau zurück und wird heute nur noch in wenigen Ortschaften betrieben.

Wein in Musik und Poesie

Der Wein und sein Genuss sind seit der Antike beliebte Motive in Musik und Dichtung. Sie finden sich sowohl in einfachsten Trinkliedern als auch in literarischen Werken von Ausonius und Goethe.

Das steinerne Fass der Festung Rheinfels

Um die Garnison der Festung Rheinfels mit Wein zu versorgen, griff Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel zu einer ungewöhnlichen Methode: Ein „steinernes Fass“ sollte sämtliche Weinvorräte fassen können.

Geschichte der Gebinde

Die Verpackung des Weins war im Laufe der Zeit vielen Entwicklungen unterworfen. Allerdings kennzeichnet die Geschichte der sogenannten Gebinde auch eine bemerkenswerte Kontinuität.

Geschichte des Weinrechts

Bereits seit der Antike war es gang und gäbe, Wein mit den verschiedensten Zutaten zu versetzen und damit zu verbessern, aber auch gezielt zu fälschen. Daher wurde ab dem Spätmittelalter bewusst gegen Weinfälschungen vorgegangen.

Frömmigkeit im Weinberg

Seit der Antike drückten die Winzer:innen ihren Wunsch nach günstiger Ernte in der Anrufung von Gottheiten und Wetterpatron:innen aus.

Die SchUM-Städte und der Wein

Die SchUM-Städte sind seit ihrer Gründung eng mit dem Wein verbunden. Im Mittelalter war der koschere Wein aus Worms weltberühmt; in der Neuzeit prägten jüdische Händler:innen den Mainzer Weinhandel.

Die Hessische Weinbaudomäne

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1868–1937) war der Vater der Hessischen Weinbaudomäne. Seine Absicht war, die Qualität des Weins zu verbessern und einen Musterbetrieb zu schaffen, der den örtlichen Winzern dient.

Die Kupferbergterrasse in Mainz

Die Mainzer Kupferbergkellerei zählt zu den ältesten Schaumweinproduzenten des Landes. Zuvor war es deutschen Einwanderern in der Champagne gelungen, die Herstellung weiterzuentwickeln und einen umfassenden Vertrieb aufzubauen.

Die Kaiserpfalz in Ingelheim

Karl der Große gilt nicht nur als Erneuerer des römischen Kaisertums, als gnadenloser Eroberer sowie Förderer von Bildung und Künsten. Er war sogar der Vater des Weinbaus! Dass Karl I. die Straußwirtschaft erfunden hat, ist jedoch unwahrscheinlich.

Das Deutsche Weinbaumuseum

Das Deutsche Weinbaumuseum in Oppenheim beherbergt eine einzigartige Sammlung zur technischen Entwicklung des Weinbaus und der Weinerzeugung.

Die Liebfrauenmilch aus Worms

Liebfrauenmilch bezeichnete ursprünglich einen hochwertigen Wein aus dem Weingarten der namensgebenden Kirche in Worms. Später entwickelte sich daraus ein allgemeiner Marketing-Begriff für süße Weißweine aus verschiedenen Regionen.

Guntersblumer Kellerweg

Der Kellerweg in Guntersblum zeugt von der einstigen Bedeutung, die Weinkeller in der Region besaßen. Die markanten Keller verweisen auf mehrere historische Weinberufe wie den des Schröters, Visierers oder Küfers.

Weinkultur in Mainz

Die lebhafte Mainzer Weinkultur wurde touristisch erschlossen, um sie Besucher:innen leichter zugänglich zu machen. Lesen Sie einen weinorientierten Rundgang zu Höhepunkten und Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt.

Die Niersteiner Glöck

Die Hänge der Niersteiner Glöck gelten laut einer Ballade des 19. Jahrhunderts als älteste Weinlage Deutschlands. Die weltbekannte Lage ist ein schönes Ausflugsziel zum Wandern und Radfahren.

Villa rustica und Kelter bei Bad Dürkheim

Antike schriftliche Zeugnisse über römischen Weinbau in der Pfalz gibt es nicht. Nachweisbar ist dieser aber durch archäologische Funde. So fand man 1981 bei Bad Dürkheim ein römisches Weingut mitsamt einer Kelteranlage.

Weinmajestäten

Die Tradition, eine Weinkönigin zu wählen, entstand in der Pfalz zu Beginn der 1930er Jahre. Das Amt wurde anschließend von den Nationalsozialisten zur Weinvermarktung genutzt. Seit der Nachkriegszeit ist die Weinkönigin gewählte Repräsentantin des deutschen Weines.

Das Riesenfass in Bad Dürkheim

Das größte Weinfest und das größte Weinfass der Welt – der Wurstmarkt und das Riesenfass zu Bad Dürkheim als Wahrzeichen der Weinkultur.

Haus der Deutschen Weinstraße

Das bis heute bedeutende touristische Konzept der Deutschen Weinstraße, deren Ende das Haus der Deutschen Weinstraße markiert, fußt wesentlich auf dem Erbe nationalsozialistischer Weinbaupolitik.

Gleisweiler Hölle - Feuer und Teufel?

Die Bezeichnung „Hölle“ geht auf das althochdeutsche Wort „halda“ zurück und bezieht sich auf eine Lage am Berghang. Originelle Weinlagenamen entstehen oft durch sprachlichen Wandel und volksetymologische Umdeutungen.

Rhodter Rosengarten

Seit dem 19. Jahrhundert plagen Rebläuse sowie Echter und Falscher Mehltau den europäischen Weinbau. Dass die Reben des Rhodter Rosengartens über 400 Jahre alt sind, ist darum eine Seltenheit.

Die kleine Kalmit

Aus dem urzeitlichen Meer stammen Muschel– und Kalkablagerungen, die sich mit Mergel, Löß und Lehm mischen. Vor dem Pfälzer Wald formten sie den Hügel „Die Kleine Kalmit“. Sie liefert unverkennbaren Wein.

Das Deutsche Weintor

Die Weinwirtschaft erfuhr im Nationalsozialismus eine gezielte propagandistische Vereinnahmung. So wurden die Weinverbände „gleichgeschaltet“ und die „Deutsche Weinstraße“ mit dem „Deutschen Weintor“ als Konzepte der Weinvermarktung etabliert.

Der Domnapf in Speyer

Der Domnapf in Speyer gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Besonders dann, wenn die große steinerne Schale mit Wein gefüllt ist, ruft sie Erinnerungen an ihre historische Bedeutung und das Brauchtum hervor.

Kloster Disibodenberg

Das Kloster Disibodenberg - Erste Wirkungsstätte Hildegard von Bingens und uralte Weinbaugeschichte. 2008 kam es zum Sensationsfund von fünf Rebstöcken der Sorte Weißer Orleans.

Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum

Im Freilichtmuseum Bad Sobernheim an der Nahe wird der Alltag vergangener Epochen lebendig. Das WeinKulturGut im Haus Enkirch widmet sich sämtlichen Aspekten der Weinwirtschaft.

Die Burg Landsberg bei Obermoschel

Historische Aufzeichnungen der zerstörten Burg Landsberg bei Obermoschel zeugen von Leben und Wirtschaftstätigkeit rund um den Weinbau.

Kloster Rupertsberg

Die Benediktinerin Hildegard von Bingen war sehr vertraut mit der Weinherstellung. Am meisten schätzte sie am Wein seine medizinische Anwendung bei verschiedenen Krankheiten.

Der Rotenfels bei Bad Münster

Der Rotenfels an der Nahe bei Bad Münster am Stein-Ebernburg ist die größte Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien. Aufgrund seiner vielfältigen Mineralböden stellt er ein einzigartiges Weinbau-Terroir dar.

Weingut der Vereinigten Hospitien

Unter Napoleons Herrschaft wurde den kirchlichen Pflegeeinrichtungen in Trier diverse Weingüter übereignet. Im Zuge der Säkularisation waren sie zuvor enteignet und verstaatlicht worden.

Die Weinhandelsstadt Traben-Trarbach

Traben-Trarbach war einst das größte deutsche Weinhandelszentrum: Um 1900 soll in Europa nur in Bordeaux mehr Wein verkauft worden sein.

Klöster und Stifte am Mittelrhein

Im Mittelalter suchten Mönche die Abgeschiedenheit und errichteten Klöster und Stifte fernab der Städte. Sie passten die Landschaft ihren Bedürfnissen an und legten dafür eigene Weingärten an.

Zeller Schwarze Katz

In Rheinland-Pfalz gibt es einige besonders klangvolle oder kuriose Weinlagenamen. Häufig gehen die Namen auf historische Flurnamen zurück und spielen heute im Weinmarketing eine wichtige Rolle.

Das Neumagener Weinschiff

Wein war ein wichtiger Teil der Rationen der römischen Legionen. Meist wurde er auf Gewässern zu den Truppen transportiert. Das Neumagener Weinschiff zeugt von der Bedeutung des Weinkonsums an der Mosel zu römischer Zeit.

Römische Kelteranlage in Piesport

Die Bedeutung des Weins für die römische Gesellschaft machte auch an der Mosel Weinbau nötig. Bis heute zeugen davon neben Ruinen von Kelteranlagen auch lateinische Relikte in der Winzersprache.

Die Moselschleife

Weintourismus kam im 20. Jahrhundert auf. Ein beliebtes Urlaubsziel ist die steilste Weinbergslage Europas. Weinregionen bieten Erlebnisse in Natur und Kultur – und erfreuen alle Sinne.

Bacharach

Die Stadt Bacharach stieg im Mittelalter ab dem 13. Jahrhundert zum wichtigsten Weinumschlagplatz am Mittelrhein auf und wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem Pilgerort der Rheinromantik.

Historische Ausdehnung des Weinbaus

Die historische Ausdehnung des Weinbaus ist verbunden mit gesellschaftlichen Veränderungen, aber auch unmittelbar mit klimatischen Entwicklungen und der sogenannten "Kleinen Eiszeit".

Oberes Mittelrheintal

Bereits im Mittelalter war das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz ein bedeutendes Weinbaugebiet und zentrale Durchgangspassage des europäischen Weinhandels. Seit 2002 ist es UNESCO-Weltkulturerbe.

Preußische Weinbaudomäne

Als Rebläuse und Mehltau den Weinbau bedrohten, entwickelten die preußischen Weinbaudomänen im 19. Jahrhundert schädlingsresistente Reben und leiteten die örtlichen Winzer an, qualitativ hochwertigen Wein zu produzieren.

Genossenschaftsidee

Ab Ende der 1860er Jahre entstanden an der Ahr die ersten Winzergenossenschaften auf deutschem Boden. Einige sind noch heute erhalten.

Rotwein an der Ahr

Die Ahr ist das größte geschlossene Rotweinanbaugebiet Deutschlands. Seit Ende des 17. Jahrhunderts dominiert im Ahrtal der Anbau von Früh- und Spätburgundern mit über 80 Prozent der Rebflächen.

Die Kloster(ruine) Disibodenberg und die ältesten Reben Deutschlands

Im Mündungsdreieck von Nahe und Glan liegt der 170 Meter hohe Disibodenberg mit steilen Abhängen, deren südlich gerichtete Bergseiten mit Reben bepflanzt sind. [Anm. 1] Sandstein, Silt und Tonschiefer bilden den geologischen Aufbau. [Anm. 2] Bereits im 7. Jahrhundert ließ sich der heilige Disibod in einer Klause auf dem Disibodenberg nieder. 975 siedelte der Erzbischof Willigis von Mainz Augustiner-Chorherren zur Errichtung eines kleinen Stifts an. Unter Bischof Ruthard gelangte das Kloster wieder in Besitz der Benediktiner, 1108 wurde der Grundstein für Neubauten gelegt. Die Herren von Sponheim vermachten dem Kloster umfangreichen Besitz. Die äußerst fromme Jutta von Sponheim überzeugte ihren Vater von einer Frauenklause auf dem Disibodenberg. [Anm. 3]

Hildegard von Bingen kam 1112 im Alter von 14 Jahren [Anm. 4] ins Kloster Disibodenberg und blieb dort bis 1150. [Anm. 5] Sie nannte den Disibodenberg „eine liebliche Gegend mit fruchtbaren Feldern und Weinbergen.“ [Anm. 6]

Die ältesten Reben Deutschlands

Die historischen Weinlagen am Disibodenberg beheimaten mit großer Wahrscheinlichkeit die ältesten Reben Deutschlands. Im Sommer 2008 kam es zu einem kulturhistorischen Sensationsfund: 5 Reben der Rebsorte Weißer Orleans die schätzungsweise 500 bis 900 Jahre alt sind. Bei der Sorte handelt es sich um eine späte, sehr säurereiche sowie alkohol- und körperreiche Keltersorte, deren Ausreifung nur in heißen Lagen mit tiefgründigen und leicht erwärmenden Felsböden möglich ist. Zugesprochen wird dem Orleans unter anderem eine unempfindliche Blüte, Fäulnisresistenz und Dauerhaftigkeit der Rebstöcke. Nennung findet er möglicherweise bei Hildegard von Bingen, welche ihn vielleicht als „hunnischen“ Wein beschreibt. [Anm. 7]

Sie spricht in ihrer Schrift „Physica“ von ‚Franconicum Vinum‘ und ‚Hunonicum Vinum‘. Dabei wird dem Franconicum Vinum eine starke Wirkung zugesprochen sowie die Empfehlung diesen mit Wasser zu vermischen. Hunonicum Vinum hingegen sei von Natur aus wässerig und müsse somit nicht gemischt werden. Die Bezeichnungen frentscher bzw. fränkischer und heunischer bzw. hunnischer Wein waren etablierte Rebsortenbezeichnungen des Mittelalters. Ein etwaiger namentlicher Bezug zu den Völkern der Franken, der Hunnen oder eventuell der Ungarn wird in der Forschung unterschiedlich gedeutet und diskutiert. Der Unterschied der beiden Weine liegt in der Qualität. Demnach war fränkischer Wein die Bezeichnung für besseren, gehaltvolleren Wein und hunnischer Wein war dünn und säurereich. [Anm. 8]

Heute wird Riesling angebaut

Im Zuge der Reformation und der Aufgabe des Klosters wurde der Weinbau auf dem Disibodenberg im 16. Jahrhundert eingestellt. Vor rund 200 Jahren wurden die historischen Weinterrassen des ehemaligen Klosterbesitzes wieder in Betrieb genommen. Heutzutage wird ausschließlich Riesling auf den historischen Lagen angebaut. [Anm. 9]

Urheberschaft

Autor: Ann-Kathrin Petermann
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021

Anmerkungen:

  1. Horn, Günter: Und er trinke den Wein … Schriften zur Weingeschichte 126. Wiesbaden 1998, S. 13. Zurück
  2. Rainer, Schreg: Der Disibodenberg – Topographie und Geologie, in: Daim, Falko/Kluge-Pinsker, Antje (Hrsg.): Als Hildegard noch nicht in Bingen war. Schnell&Steiner 2009, S. 15-16, hier S. 15.  Zurück
  3. Horn, S. 14 f. Zurück
  4. Hinweis: Diese Angabe aus der Hildegard-Vita wird in der Forschung diskutiert, es gibt verschiedene Angaben und Möglichkeiten zur Datierung. Vgl. Heinzelmann, Josef: Hildegard von Bingen und ihre Verwandten. Genealogische Anmerkungen. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 23 (1997), S. 7 – 88, hier S. 39.  Zurück
  5. Horn, S. 13. Zurück
  6. Horn, S. 13. Zurück
  7. Jung, Andreas: Weißer Orleans – mittelalterliches Wärmezeitrelikt am Disibodenberg?, in: Daim, Falko/Kluge-Pinsker, Antje (Hrsg.): Als Hildegard noch nicht in Bingen war. Schnell&Steiner 2009, S. 137-144, hier S. 138-141. Zurück
  8. Krasenbrink, Josef: Hildegard von Bingen und der Wein, in: Historische Gesellschaft Bingen e.V. (Hrsg.): Hildegard von Bingen 1098-1998. Binger Geschichtsblätter 20. Folge. Bingen am Rhein 1998, S. 196-212, hier S. 210-211.  Zurück
  9. Jung, S. 141. Zurück

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