Von der Nachkriegszeit bis heute
Technische Innovationen und Strukturwandel
Die Nachkriegszeit brachte Veränderung im Weinbau durch die voranschreitende Technisierung: der Einsatz von Seilwinden, Weinbergstraktoren, Weinbergfräsen, Motorspritzen, Traubenvollerntern u. v. m. Die Rebflächen wurden maschinengerecht umgestaltet und das generationenprägende Ereignis der Weinlese verschwand vielerorts. Die Winzer:innen vervielfachten so den Hektarertrag, während sich die nötige Arbeitszeit stetig verringerte. Dies wirkte sich auf die Betriebsstruktur aus: Statt einer Vielzahl an Familienbetrieben entstanden nun Großbetriebe, die Saisonarbeiter:innen beschäftigten. Die über Jahrhunderte gewachsenen kleinen Parzellen wurden im Rahmen von Neuvermessungen und Flurbereinigungen neu geordnet.
Das Aufkommen der Supermärkte, die dank der Motorisierung erstarkende Direktvermarktung und die immer stärkere Vernetzung eines globalen Handels veränderten parallel die Art und Weise, wie Wein seinen Weg zu den Verbraucher:innen fand. Seit den 1980er Jahren trat ein Umdenken bei Winzer:innen und Verbraucher:innen in Richtung Qualitätsweinbau statt. Auf der einen Seite wurden die Standards der Kontrollen erhöht und politische Zuständigkeiten neu geordnet, auf der anderen Seite vollzog sich eine Trendwende im Geschmack: Die Nachfrage an trockenen Weinen stieg. Seit den 1990er Jahren setzte zudem eine Kehrtwende im Umgang mit den Weinbergen ein. Diese wurden zu Weinkulturlandschaften entwickelt, in die man Tourist:innen zur Naherholung einlädt. Seit etwa 2010 wirbelt eine neue Generation die Branche auf, die aus gut ausgebildeten, häufig jungen Winzer:innen besteht, die den elterlichen Betrieb übernehmen und regelmäßig neue Wege beschreiten.