Kloster Disibodenberg
Die Kloster(ruine) Disibodenberg und die ältesten Reben Deutschlands
Im Mündungsdreieck von Nahe und Glan liegt der 170 Meter hohe Disibodenberg mit steilen Abhängen, deren südlich gerichtete Bergseiten mit Reben bepflanzt sind. [Anm. 1] Sandstein, Silt und Tonschiefer bilden den geologischen Aufbau. [Anm. 2] Bereits im 7. Jahrhundert ließ sich der heilige Disibod in einer Klause auf dem Disibodenberg nieder. 975 siedelte der Erzbischof Willigis von Mainz Augustiner-Chorherren zur Errichtung eines kleinen Stifts an. Unter Bischof Ruthard gelangte das Kloster wieder in Besitz der Benediktiner, 1108 wurde der Grundstein für Neubauten gelegt. Die Herren von Sponheim vermachten dem Kloster umfangreichen Besitz. Die äußerst fromme Jutta von Sponheim überzeugte ihren Vater von einer Frauenklause auf dem Disibodenberg. [Anm. 3]
Hildegard von Bingen kam 1112 im Alter von 14 Jahren [Anm. 4] ins Kloster Disibodenberg und blieb dort bis 1150. [Anm. 5] Sie nannte den Disibodenberg „eine liebliche Gegend mit fruchtbaren Feldern und Weinbergen.“ [Anm. 6]
Die ältesten Reben Deutschlands
Die historischen Weinlagen am Disibodenberg beheimaten mit großer Wahrscheinlichkeit die ältesten Reben Deutschlands. Im Sommer 2008 kam es zu einem kulturhistorischen Sensationsfund: 5 Reben der Rebsorte Weißer Orleans die schätzungsweise 500 bis 900 Jahre alt sind. Bei der Sorte handelt es sich um eine späte, sehr säurereiche sowie alkohol- und körperreiche Keltersorte, deren Ausreifung nur in heißen Lagen mit tiefgründigen und leicht erwärmenden Felsböden möglich ist. Zugesprochen wird dem Orleans unter anderem eine unempfindliche Blüte, Fäulnisresistenz und Dauerhaftigkeit der Rebstöcke. Nennung findet er möglicherweise bei Hildegard von Bingen, welche ihn vielleicht als „hunnischen“ Wein beschreibt. [Anm. 7]
Sie spricht in ihrer Schrift „Physica“ von ‚Franconicum Vinum‘ und ‚Hunonicum Vinum‘. Dabei wird dem Franconicum Vinum eine starke Wirkung zugesprochen sowie die Empfehlung diesen mit Wasser zu vermischen. Hunonicum Vinum hingegen sei von Natur aus wässerig und müsse somit nicht gemischt werden. Die Bezeichnungen frentscher bzw. fränkischer und heunischer bzw. hunnischer Wein waren etablierte Rebsortenbezeichnungen des Mittelalters. Ein etwaiger namentlicher Bezug zu den Völkern der Franken, der Hunnen oder eventuell der Ungarn wird in der Forschung unterschiedlich gedeutet und diskutiert. Der Unterschied der beiden Weine liegt in der Qualität. Demnach war fränkischer Wein die Bezeichnung für besseren, gehaltvolleren Wein und hunnischer Wein war dünn und säurereich. [Anm. 8]
Heute wird Riesling angebaut
Im Zuge der Reformation und der Aufgabe des Klosters wurde der Weinbau auf dem Disibodenberg im 16. Jahrhundert eingestellt. Vor rund 200 Jahren wurden die historischen Weinterrassen des ehemaligen Klosterbesitzes wieder in Betrieb genommen. Heutzutage wird ausschließlich Riesling auf den historischen Lagen angebaut. [Anm. 9]
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Ann-Kathrin Petermann
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021