Die Kupferbergterrasse in Mainz
Die Sektherstellung auf der Kupferbergterrasse in Mainz
Wer in Mainz vom Schillerplatz den Kästrich hinaufspaziert, stößt sehr bald auf die riesige Front einer Kellereianlage mit hohen Außentreppen. Oben auf dieser Terrasse befindet sich der Sitz der Sektkellerei Kupferberg. Diese wurde von Christian Adalbert Kupferberg im Jahr 1850 in Laubenheim gegründet und zog fünf Jahre später auf den Kästrich. [Anm. 1] Die Firma feierte einen enormen wirtschaftlichen Erfolg und vermarktet ihre äußerst erfolgreiche und oft prämierte Marke „Kupferberg Gold“ bis zum heutigen Tage. [Anm. 2] Zu Beginn der Firmengeschichte war hierbei insbesondere der Sektexport nach England äußerst profitabel. [Anm. 3] Durch persönliche Freundschaften und Kontakte – aber auch mithilfe eines überzeugenden Produkts – schaffte es die Familie Kupferberg in der Folgezeit zum Lieferanten zahlreicher königlicher und fürstlicher Häuser zu werden. [Anm. 4]
Geschichte der Sektherstellung
Als maßgebender Entwickler der Méthode Champenoise, dem Verfahren zur Sektherstellung mittels Flaschengärung, gilt der Benediktinermönch Dom Pérignon (1638–1715). Als Kellermeister war Dom Pérignon stets bemüht, die Qualität und die Ausbringungsmenge der klösterlichen Kelterei zu steigern. Zwar war die Möglichkeit einer Nachgärung bereits bekannt, doch zerbarsten in den Kellern des 17. Jahrhunderts dabei noch etliche Flaschen. Um derartigem Verlust vorzubeugen, verwendete Dom Pérignon robustere Flaschen und erprobte, wie sich das Mischen verschiedener Traubensorten auf das Gärverhalten auswirkte. [Anm. 5] Um die Korken im Flaschenhals zu halten, benutzte er Bindfäden und erfand damit die sogenannte Agraffe. Diese sitzt heute meist in Form eines Drahtgestells über dem Verschluss. Im Laufe des 18. Jahrhunderts zog es mehrere geschäftssinnige Deutsche nach Nordfrankreich. Ihr Erfinder- und Unternehmergeist machte den sprudelnden Wein aus der Champagne bald weltbekannt. Hiermit verbunden sind renommierte Namen wie Heidsieck, Mumm, Geldermann oder Bollinger. Sie bauten die Champagnerproduktion aus und trugen maßgeblich zu ihrer Verbreitung bei. [Anm. 6] Unter anderem wurde der Zuckerzusatz gemindert und das Rüttelpult erfunden. Dieses wird heute noch verwendet, um die zur Gärung beigegebene Hefe am Flaschenhals zu sammeln, damit diese zum Degorgieren entfernt werden kann. [Anm. 7]
Aus dem vormals trüben Süßgetränk wurde zunehmend ein klarer, trockener und zartperliger Schaumwein.
Die Herstellung blieb nicht exklusiv auf Nordfrankreich und die Champagne beschränkt. 1826 kehrte Christan Kessler, ehemaliger Geschäftsführer des Hauses Veuve-Clicquot, ins württembergische Esslingen zurück, um 1826 die erste Sektkellerei in deutschen Landen zu gründen. Weitere Gründungen, wie die von Adam Henkell oder von Christian Adalbert Kupferberg in Mainz, folgten.
Während und nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) enteignete der französische Staat die deutschen Winzer:innen. Anschließend wurde im Versailler Vertrag festgehalten, dass sich fortan kein deutsches Erzeugnis Champagner nennen darf. Seitdem wird Schaumwein oder „Moussierender Wein“, der außerhalb der Champagne hergestellt wurde, in Deutschland offiziell als Sekt bezeichnet. Diese Bestimmung hatte keinerlei Auswirkung auf die Qualität. Die Herstellungswege blieben dieselben und das anfangs den Fürsten vorbehaltene Getränk, ob nun als Sekt oder Champagner bezeichnet, steht bis heute als Symbol für Festlichkeit und Luxus.
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Urheberschaft
Autor: Maximilian Bieler
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 08.11.2022