Die Niersteiner Glöck
Eine Besondere Lage in der Nähe des Roten Hanges
Die Weine der Niersteiner Glöck am Fuße der Kilianskirche werden weltweit für ihren Geschmack gerühmt. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des bekannten Roten Hanges, der sich von Nackenheim über Nierstein bis Schwabsburg erstreckt. Seit 1925 befindet sich die Lage im alleinigen Besitz der staatlichen Weinbaudomäne und ihrer Nachfolger.
Den Wein brachten wahrscheinlich die Römer an den Roten Hang. Die Überreste des Sironabades sind Zeugnis einer römischen Siedlung zwischen Nierstein und Oppenheim. [Anm. 1]
Im Frühmittelalter wurde der Weinbau unter fränkischer Herrschaft wahrscheinlich fortgeführt. Eine vielzitierte Schenkung mit der Karlmann, Verwalter des fränkischen Reiches und Onkel Karls des Großen, im Jahr 741 oder 742 dem neugegründeten Bistum Würzburg eine Kirche im Königshofs „Naristagne“ (Nierstein) übertrug, ist selbst nicht überliefert. Eine spätere Urkunde aus dem Jahr 822 bezieht sich jedoch darauf, weshalb wir davon wissen. [Anm. 2] Diese Quelle wird häufig als Beleg genutzt, um die dort liegende Niersteiner Glöck zur ältesten Weinlage Deutschlands zu erklären - sie wird darin aber nicht genannt. [Anm. 3] Der Ursprung der Legende lässt sich auf eine kunstvoll ausgeschmückte Ballade zurückführen, die Ende des 19. Jahrhundert erschien und für die Weine des damaligen Besitzers der Glöck warb (Link zur Publikation von 1898).
Die Niersteiner Weine verdanken ihren, über viele Jahrhunderte gepflegten, guten und weit über die Region hinaus bekannten Ruf ihrem Geschmack. Als die Region 1816 an das hessische Großherzogtum überging, wurde der Name „Niersteiner“ zum Synonym für rheinhessische Weine. Der Weinbau erlebte nun eine Zeit des Aufschwungs. [Anm. 4]
Im vergangenen Jahrzehnt wurde Rheinhessen speziell für Wandernde und Radfahrende touristisch erschlossen. Wer dem Rheinterrassenweg von Worms bis Mainz folgt, kann sich von Lage und Geschmack der Glöckweine sein eigenes Bild machen. Regionalität und Ursprünglichkeit liegen im Trend, viele Winzer:innen bieten ihren Wein in eigenen Straußwirtschaften an. Während Frucht und leichte Säure in Mund und Magen zirkulieren und die Glöck über Rotem Hang und Rhein klingen, finden die Reisenden Erfrischung und Erholung. Die Rad- und Wanderwege des Rheinterrassenwegs führen weiter nach Norden. Eine westliche Variante hin zur Hiwwelroute bietet sich ebenso an. Diese führt durch die bedeutendsten Stationen Rheinhessens über Alzey, Bingen, Mainz und Worms. [Anm. 5]
Weiterführende Informationen
- Webseite des Vereins "Wein vom Roten Hang e. V.", eine Vereinigung von 30 Winzerfamilien
- Regionalgeschichte.net - Zur Geschichte von Nierstein
- Die Niersteiner Glöck. Ein Beitrag zur Geschichte des rheinischen Weinbaus. Mainz 1898
- Geschichtsverein Nierstein: Niersteiner Geschichte. 742 bis heute
- Anton, Diehl: Die Niersteiner Glöck. Ein Beitrag zur Geschichte des rheinischen Weinbaues. Mainz 1898
Urheberschaft
Autor: Maximilian Bieler
Redaktion u. Bearbeitung: Simeon Guthier
Stand: 05.07.2022