Die Moselschleife
Der Weintourismus entstand im 20. Jahrhundert
Die Weinbauregion Mosel ist weltweit bekannt für ihren Riesling, der in Steillagen wächst. Hier ist Europas steilste Weinlage zu finden, der Bremmer Calmont an der Moselschleife. Der Wanderweg „Moselsteig“ lädt ein, die Natur zu genießen und in die Winzertraditionen einzutauchen. [Anm. 1]
Seit der gallo-römischen Zeit ist die Region des Moseltals vom Wein geprägt. Sie besitzt eine hohe Dichte an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, die eng an das Thema Wein gekoppelt sind. Das sind römische Kelteranlagen, mittelalterliche Kirchen, Klosterhöfe und Stadtanlagen, Weinhöfe der Gründerzeit, Schlösser und Bürgerhäuser. Kombiniert mit der zuweilen spektakulären Landschaft ergibt sich hiermit ein wichtiger Baustein des Weintourismus. [Anm. 2]
Umfragen ergaben, dass Urlauber vor allem wegen der Landschaft und Natur, dem Wein und Weinbau und den netten Menschen an die Mosel kommen. Die beliebtesten Freizeitaktivitäten sind Wandern, Weinproben, Bootsfahrten auf der Mosel und der Besuch von Sehenswürdigkeiten und Museen. [Anm. 3] So präsentiert das Museum Winningen in seiner Ausstellung auch das Thema Weinbau an der Mosel. Die Besucher der Mosel haben die Möglichkeit, sich an Weinfesten, Weinbergsführungen und den Arbeiten im Weinberg zu beteiligen. Während des Besuchs haben die Gäste Gelegenheit, den Wein auch zu kaufen. Solche Muster und Strukturen wurden bereits in ihrem Kern für die späten 1970er und frühen 1980er Jahre festgestellt. [Anm. 4]
In der Mitte des 20. Jahrhunderts kam der „Urlaub für alle“ auf. Vielgestaltig wurde er zu günstigen Preisen angeboten. Das eigene Auto machte die einfache Fortbewegung möglich. Zunächst wurde Erholung und Konsum gewünscht, hinzu kam ab den 1980er Jahren die Erlebnisorientierung. [Anm. 5] Zur gleichen Zeit machte sich im Weinbau ein Strukturwandel bemerkbar. Landwirtschaftliche Betriebe wurden aufgegeben, Produktion und Absatz gingen zurück. [Anm. 6]
Um ihre Angebote nach Bedürfnis und Nachfrage zu entwickeln, machten sich deutsche Tourismusregionen in den 1980er und 1990er Jahren auf die Suche nach einer regionalen Identität. Die eigenen Stärken wurden erfasst und mit regionaltypischen Produkten und Erlebnissen ausgebaut. Um sich als unverwechselbar darzustellen, wurden etwa alte Schafrassen nachgezüchtet, Konzerte in Tennen veranstaltet oder bäuerliche Hausmannskost als kulinarische Spezialität angepriesen. Freizeit und Urlaubserfahrungen sollten nicht mehr gleichartig und austauschbar sein, sondern authentisch. Weinbaulandschaften weisen mit ihrem Leitprodukt bereits ein regionales Profil auf. Die natürliche Verbindung des Weins zu Geschichte, Kunst, Kultur, Essen und Trinken kam der einfachen Imagebildung und Verkaufsförderung entgegen. [Anm. 7]
So entwickelte sich im 20. Jahrhundert ein vielfältiges Tourismusangebot in den Weinregionen. Dementsprechend wurden auch die Beherbergungsmöglichkeiten, besonders in den Winzerbetrieben selbst, weiter ausgebaut und verbessert. [Anm. 8] Gerade die Einbindung der Touristen in die Weinbaubetriebe durch Beherbergungsdienstleistungen konnte den Produktabsatz beleben. [Anm. 9] Die Winzer:innen investierten in Verkostungsräume, zur Verstärkung des Verkaufs ab Hof. [Anm. 10] Die vielen Weinfeste in den Weinorten, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in hohem Maße stattfanden, waren ein zusätzlicher Reiz für Touristen.
Es lohnt sich, in den Weinbauregionen die bunte Mischung attraktiver Besonderheiten zu entdecken. Weintouristisch darf optimistisch in die Zukunft gesehen werden. [Anm. 11]
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Urheberschaft
Autor: Christiane Gärtner
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021