Das Riesenfass in Bad Dürkheim
Das größte Weinfest und Weinfass der Welt
Mit dem 1934 erbauten Riesenfass und dem seit dem 15. Jahrhundert existierenden Wurstmarkt beheimatet die Stadt Bad Dürkheim sowohl das größte Weinfass als auch das wohl größte Weinfest der Welt.
Der Weinbau bildet bis heute einen der wichtigsten Landwirtschaftsbereiche in Bad Dürkheim, der zweitgrößten deutschen Weinbaugemeinde. [Anm. 1] Die älteste urkundlich belegbare Weinlage ist 1155 auf dem Dürkheimer Michelsberg erwähnt. [Anm. 2] Dort fand erstmals nachweisbar 1416/17 der Michaelismarkt statt. Entstanden war dieser aus den alljährlich am 29. September, dem Michaelstag, stattfindenden Wallfahrten zur Sankt-Michaels-Kapelle, die dem Benediktinerkloster Limburg unterstand. [Anm. 3] Der Markt war für die Klosteräbte ebenso wie für die Grafen von Leiningen eine wichtige Einnahmequelle und ein überregional bedeutender Handelsplatz. 1449 wandelte Abt Heinrich Ulner von Dieburg den Michaelismarkt in ein förmliches Kirchweihfest um und ließ ihn an den Fuß des Berges verlegen, dem heute etwa 45.000 Quadratmeter großen Wurstmarktplatz auf den Brühlwiesen. [Anm. 4] Kriegerische Konflikte in der Pfalz ab Ende des 15. Jahrhunderts beeinträchtigten stark das Marktgeschehen, weshalb es erst ab 1714 wieder regelmäßig stattfinden konnte. –Aufgrund des enorm hohen Wurst- und Fleischverbrauches auf dem Markt bezeichnete man diesen seit Mitte des 18. Jahrhunderts und dauerhaft ab 1867 als „Wurstmarkt“. [Anm. 5]
Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich der Wurstmarkt zu einem überregionalen Volksfest, dessen Besucherzahl mit der Eröffnung der Rhein-Haardt-Bahn 1913 enorm stieg. [Anm. 6] Bis 1985 hatte das Marktgeschehen, das seit 1913 um das 2. und 3. Septemberwochenende stattfindet, eine Dauer von 9 Tagen erreicht. [Anm. 7] Dass der Markt mit heute jährlich etwa 600.000 Besuchern zum „Größten Weinfest der Welt“ avancierte – offiziell wurde dieser Titel erst 1966 – , lag nicht zuletzt an der engen Verbindung zur Dürkheimer Weinkultur. [Anm. 8] So dürfen seit dem ersten Wurstmarkt nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 nur einheimische, auf ihre „Wurstmarktwürdigkeit“ geprüfte Weine ausgeschenkt werden. [Anm. 9]
Die zentrale Rolle des Weinausschanks manifestierte sich zudem 1934 mit der Errichtung des hölzernen „Dürkheimer Riesenfasses“ als dem größten Weinfass der Welt mit an die 1,7 Millionen Liter Fassungsvermögen. [Anm. 10] Das auf dem Wurstmarktplatz gelegene zweigeschossige Fass, das nie Wein enthalten hat, sondern eine Weinschänke und Kongresshalle mit insgesamt etwa 450 Plätzen beherbergt, bildet das Zentrum des Wurstmarktes und ist ein touristisches Wahrzeichen der „Deutschen Weinstraße“. [Anm. 11] Errichtet wurde es vom Dürkheimer Holzküfer und Winzer Fritz Keller mit dem Ziel, das über 211.000 Liter fassende Riesenfass im Heidelberger Schloss zu übertreffen: Keller griff dabei einen deutlich älteren Trend der Errichtung von Riesenfässern als fürstliche und städtische Prestigesymbole aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf – das Dürkheimer Fass sollte zu einem wichtigen weinpropagandistischen Werbeträger sowohl für den Pfälzer Wein als auch für den Wurstmarkt werden. [Anm. 12] Eine touristische Wirkung, die bis heute anhält.
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Felix Maskow
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021