Rotwein an der Ahr
Das größte geschlossene Rotweinanbaugebiet Deutschlands
Im Rheinischen Schiefergebirge und der nördlichen Osteifel gelegen, ist die Ahr das nördlichste und zudem zweitkleinste Weinanbaugebiet in Rheinland-Pfalz. [Anm. 1] Es erstreckt sich entlang der Ahr auf rund 18 Kilometern zwischen Altenahr und Bad Neuenahr-Ahrweiler im oberen Ahrtal. [Anm. 2] Ob dort bereits in der Römerzeit Wein kultiviert wurde, ist nicht zweifelsfrei belegbar – die erste urkundliche Erwähnung des Ahrweines stammt aus dem Jahr 770. [Anm. 3]
Bereits im Frühmittelalter stellte der Ahrweinbau einen wichtigen regionalen Wirtschaftsfaktor dar. Vorwiegend von Klöstern wie dem Benediktinerkloster Prüm bei Ahrweiler betrieben, verbreitete sich der Weinbau in der Folge im 12. und 13. Jahrhundert vor allem auf den terrassierten Hängen des oberen Engtals der Ahr. [Anm. 4] Ab dem Jahr 1417 ist zudem der überregionale Verkauf des Ahrweines nachweisbar. Hier spielte Ahrweiler eine wichtige Rolle als Weinbau- und Weinhandelszentrum. [Anm. 5] Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts wurden an der Ahr größtenteils Weißweine angebaut. Umstritten bleibt indes die Frage, ob einst der Anbau von roten Trauben bereits in der Zeit vor dem 13. Jahrhundert dominiert hatte. [Anm. 6] :
Schließlich wird dem Rotwein eine wichtige sakrale Bedeutung in der christlichen Liturgie zugeschrieben: Er wird nach katholischer Lehre zum Blut Jesu und symbolisiert dessen Tod und Auferstehung, bezugnehmend auf das letzte Abendmahl. [Anm. 7]
Ab Ende des 17. Jahrhunderts setzte sich schließlich der Anbau von roten Weinsorten wie dem Früh- und Spätburgunder an der Ahr durch: Ein möglicher Grund hierfür mag eventuell die Ausbreitung von epidemischen Krankheiten wie der Cholera infolge des Dreißigjährigen Kriegs von 1618 bis 1648 gewesen sein. Rotwein wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. [Anm. 8] Zudem herrschten aufgrund der drastischen Klimaverschlechterung im Zuge der „Kleinen Eiszeit“ für den Rotwein im ohnehin eher trocken-kühlen Ahrtal bessere Anbaubedingungen vor als für Weißwein. [Anm. 9]
Das 19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert erfuhr der Ahrweinbau eine erste Absatzkrise, vor allem aufgrund der zahlreichen Zollbeschränkungen, die die Weinausfuhr rheinabwärts behinderten Genossenschaftsidee. [Anm. 10] Bis in die 1960er Jahre ging die Rebfläche an der Ahr außerdem durch starken Reblausbefall weiter zurück. Insbesondere der Anteil des reblausanfälligen Rotweines sank zugunsten des Weißweines auf nur noch etwa 70 Prozent im Jahr 1958. [Anm. 11] Im Zuge einer Flurbereinigung ab Ende der 1950er und in den 1960er Jahren wurde der Rotweinanbau an der Ahr jedoch gezielt wiederbelebt, sodass heute wieder über 80 Prozent Rotweine auf der etwa 560 Hektar großen Rebfläche angebaut werden – darunter vor allem der überregional bekannte Blaue Spätburgunder als „König“ der Ahrweine. [Anm. 12]
Und heute?
Heute ist die Ahr das größte geschlossene Rotweinanbaugebiet Deutschlands und ein beliebtes Touristenziel: [Anm. 13] So kann man auf dem etwa 35 Kilometer langen Rotweinwanderweg von Altenahr nach Bad Bodendorf durch das Ahrtal wandern. [Anm. 14] Im seit 1978 existierenden Weinmuseum des Dorfes Bachem werden zudem zahlreiche Weinbauwerkzeuge und -gerätschaften ausgestellt. [Anm. 15]
Die Flut im Sommer 2021 hat viele Ortschaften an der Ahr verwüstet und zahlreiche Menschenleben genommen. Der wirtschaftliche Schaden für den Ahrweinbau durch überflutete Keller und zerstörte Gebäude und Maschinen war ebenfalls immens. Viele Winzer versuchen, mit großen Kraftanstrengungen ihre Betriebe zu retten. Lesen Sie mehr zu der aktuellen Situation an der Ahr auf www.ahrwein.de.
Urheberschaft
Autor: Felix Maskow
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021