Gleisweiler Hölle - Feuer und Teufel?
Flurnamen und Volksetymologie
Bei der „Gleisweiler Hölle“ handelt es sich um eine bekannte Weinlage im Weinanbaugebiet Pfalz. Noch dazu am Fuße des Teufelsbergs gelegen, regt der Name die Fantasie der Menschen an. Die etymologischen Wurzeln des Begriffes führen jedoch nicht ins Reich der Toten und Verdammten, sondern zu spezifischen Geländelagen und –formen.
Die Bezeichnungen deutscher Lagenamen sind in den meisten Fällen aus Flurnamen entstanden. Diese wiederum beziehen sich häufig auf die Lage und Beschaffenheit des Gebiets. [Anm. 1] Auch die zahlreichen Weinlagenamen mit „Hölle“ haben ihren Ursprung in der Beschreibung des Geländes.
Der Ausdruck „Hölle“ geht dabei auf das althochdeutsche „halda“ bzw. das mittelhochdeutsche „helde“ zurück, was so viel wie „Bergabhang“ bedeutet. [Anm. 2] Daraus haben sich im Übergang zum Neuhochdeutschen verschiedene Varianten des ursprünglichen Wortes entwickelt, wie etwa Hahl, Halle, Helde, Heil oder Höhle. [Anm. 3] Durch Rundung des Vokals (e wird zu ö) und Assimilation der Konsonantenverbindung (ld wird zu ll) bildete sich „Hölle“. [Anm. 4] Aus den Abwandlungen entstanden diverse Flur- und schließlich Weinlagenamen. In diesem Sinne haben sie nicht nur einen gewissen Aussagewert hinsichtlich geologischer und historischer Gegebenheiten, sondern sind auch lebendige Zeugnisse sprachgeschichtlicher Entwicklungen.
Volksetymologische Umdeutungen
Der Name bezieht sich also auf ein Flurstück in Hanglage und steht in keiner Verbindung zur christlichen Hölle. Diese begriffliche Umdeutung lässt sich als volksetymologischer Prozess fassen. Dabei wird ein (durch Sprachwandel nicht mehr verständliches) Wort durch Anlehnung an ein lautähnliches Wort neu zugeordnet und interpretiert. [Anm. 5] So entstanden aus der früheren Bezeichnung für die Geländeform zahlreiche Umdeutungen zu vertrauten Wörtern wie „Hölle“. In der am Hang des Mittelgebirgszugs Haardt liegenden Gemeinde Gleisweiler schuf man durch diese etymologische (Fehl-)Deutung den originellen Namen „Gleisweiler Hölle“ für ihre Weinlage. [Anm. 6] Vergleichbare Entwicklungen lassen sich für viele originelle Weinlagenamen in ganz Rheinland-Pfalz feststellen.
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autorin: Magda Lustig
Redaktion: Magda Lustig und Simeon Guthier
Stand: 25.04.2023