Weingut der Vereinigten Hospitien
Der älteste Weinkeller Deutschlands
Im Trierer Kloster St. Irminen befindet sich der älteste Weinkeller Deutschlands. Dieser Keller und der überliegende Römersaal gehen auf Konstantin den Großen zurück. Dieser römische Kaiser ließ in den 330er Jahren während seines Trieraufenthaltes die Horrea errichten, die größten Lagerhallen nördlich der Alpen (70 Meter lang und 20 Meter breit). [Anm. 1] Ihre Mauern sind teilweise erhalten und sorgen in Römersaal und Weinkeller für historisches Ambiente.
Als sich die Franken im 5. Jahrhundert in Trier niederließen, richteten sie ihre Königspfalz im Areal der Horrea ein. Die Pfalz stifteten sie später dem Trierer Bischof. Dieser funktionierte sie zum Frauenkloster um, das heutige St. Irminen. Durch zusätzliche Stiftungen wurde das Kloster mit Weinbergen ausgestattet. So überdauerten die Mauern der römischen Horrea als merowingische Königspfalz und Benediktinerinnenabtei.
Die Bedeutung der Säkularisation für den Weinbau
Am 9. August 1794, als das französische Revolutionsheer die linke Rheinhälfte besetzte, begann für die Kirche und deren Einrichtungen eine neue Zeitrechnung. Ihr weltlicher Besitz wurde eingezogen, um den Staatshaushalt auszugleichen. Dieses Vorgehen wird als Säkularisation bezeichnet. Die Ländereien wurden versteigert, die Kirche verlor den Großteil aller Einkünfte. Die Winzer, die zuvor als Erbpächter auf adeligem oder kirchlichem Besitz arbeiteten, konnten nun selbst Weinberge und Gutsanlagen erwerben. Die erworbenen Grundstücke waren von allen Feudallasten und Abgaben befreit. Auch das städtische Bürgertum profitierte. Durch den Kauf von Land und Weingütern hob sich dessen gesellschaftliche Geltung. [Anm. 2]
Die Pflegeeinrichtungen der Kirche bestanden derweil fort. Um ihre Verwaltung zu vereinfachen, wurden in Trier Kranken-, Alten- und Waisenhäuser als Vereinigte Hospitien in einer Rechtsperson zusammengefasst. 1805 wurde die Vereinigung der Trierer Hospitäler per napoleonischem Dekret offiziell. [Anm. 3] Nun mussten ihre Pflegedienste auch finanziert werden. Darum wurden die Vereinigten Hospitien mit sogenannten Nationalgütern entschädigt. Das bedeutete, dass zuvor enteignete Mühlen, Wiesen, Wälder, Weinberge und Gutsanlagen zurück in geistliche Hände kamen.
Um ihre Kosten zu decken, kauften die Vereinigten Hospitien in der Folgezeit Weindomänen hinzu. Heute zählen sie zu den größten Weinbaubetrieben an Mosel und Saar. Ihr Wein wurde zu einer geschätzten Marke, zu erkennen am Heiligen Jakob. [Anm. 4]
Die im Kloster St. Irminen erhaltene Architektur nahmen die Vereinigten Hospitien in ihr weinwirtschaftliches Programm auf. Der Gewölbesaal der einstigen Königspfalz ist heute Teil des ältesten Weinkellers Deutschlands. Unterhalb des Römersaals wird in diesem frühmittelalterlichen Kreuzgratgewölbe jede Weinprobe zum Erlebnis. [Anm. 5]
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Maximilian Bieler
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 18.12.2021