Rhodter Rosengarten
Die Rebe und ihre Feinde
Im Süden der Weinstraße, unterhalb einer Burgenruine gelegen, breitet sich der vielleicht älteste Weinberg der Welt aus. Laut den Kirchenchroniken wurden hier vor über 400 Jahren jene Gewürztraminer- und Silvaner-Rebstöcke gesetzt, die bis heute Trauben ausbilden. Lediglich 150 bis 300 Liter können jährlich gekeltert werden. Mit zunehmendem Alter bilden die Reben weniger Früchte aus, versorgen diese jedoch umso kräftiger mit Nährstoffen. [Anm. 1]
Die Erziehung im Rhodter Rosengarten wurde über die Jahre erneuert. Die Rebstöcke werden mittlerweile in großzügigen und maschinengerechten Zeilen- und Stockabständen gezogen. Dass Reben ein derart hohes Alter erreichen, ist in Anbetracht ihrer vielen Feinde selten. Die Reben des Gewürztraminers beispielsweise sind für die Reisigkrankheit anfällig – ein Virus, das durch Fadenwürmer übertragen wird. Ist die Rebfläche befallen, hilft nur die Rodung mit anschließender Brache von 4 bis 5 Jahren. [Anm. 2] Im 19. Jahrhundert kamen neue Schädlinge hinzu: die Reblaus sowie Pilzbefall durch Echten Mehltau (Oidium) und Falschen Mehltau (Peronospora) wurden aus Nordamerika eingeschleppt und gefährdeten fortan die Existenz des europäischen Weinbaus. Rebläuse treten in unterschiedlichen Arten auf. Die Wurzelreblaus ist für den Weinbau die gefährlichste. Sie greift das Leitgewebe der Pflanzen an, wodurch deren Wasser- und Nährstoffaufnahme verzerrt wird. [Anm. 3] Die Wurzeln beginnen zu faulen und abzusterben. Als Antwort auf die Reblauspandemie wurde in Deutschland 1895 der Weinbau auf Propfreben eingeleitet. Dies sicherte heimischen Rebsorten das Überleben. Aufgepfropft wurde auf amerikanische Unterlagsreben – die Texanische Schimmelrebe zeigt sich gänzlich immun gegen die Reblaus. [Anm. 4] Die Staatlich-Preußischen Weinbaudomänen nahmen sich der Züchtung von Unterlags- und Pfropfreben an, um die deutschen Winzer:innen mit resistenten Weinreben zu versorgen. [Anm. 5]
Während die Reblaus so erfolgreich bekämpft werden konnte, geht von den eingeschleppten Pilzen weiterhin Gefahr aus. Um dem echten Mehltau (Oidium) entgegenzuwirken, können die Reben vor der Blüte mit Schwefel besprüht werden. Dem falschen Mehltau (Peronospora) können die Winzer:innen mit Kupferlösungen entgegenwirken. [Anm. 6]
Propfen
Beim Propfen werden zwei von verschiedenen Pflanzen stammende Teile, die Unterlage und der Edelreis, verbunden und verwachsen miteinander. Edelreis bezeichnet den Trieb einer Pflanze, der abgeschnitten und einer fremden Pflanze aufgepfropft wird.
Weitere Informationen
Wirtschaftsgeschichte-rlp.de - Unternehmensgeschichte des Weinguts Georg Naegele
Urheberschaft
Autor: Maximilian Bieler
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 22.12.2021