Der Domnapf in Speyer
Ein Gefäß mit besonderer Geschichte
Die rheinland-pfälzische Stadt Speyer beherbergt zahlreiche kulturhistorische Objekte, die mit der Thematik des Weins verbunden sind. Als eines der Wahrzeichen der Stadt gilt der Domnapf. Bei dem Artefakt handelt sich um eine Schale aus Sandstein, die im Jahr 1314 zum ersten Mal in Urkunden erwähnt wurde. Sie befindet sich vor dem Kaiserdom in Speyer und geht in ihrem heutigen Erscheinungsbild, das die Wappen des Bischofs und des Hochstifts zu Speyer zeigt, auf eine Restaurierung aus dem Jahr 1490 zurück. Der Domnapf steht für die Verbindung von bischöflichem Hochstift und Volk und symbolisiert die Grenze zwischen Kirche und Staat. [Anm. 1]
Der Domnapf basiert auf einer besonderen Rechtspraxis des späten Mittelalters. Zur damaligen Zeit galt eine strikte Trennung zwischen dem Hochstift des Bischofs, wo das kirchliche Recht galt, und dem reichsstädtischen Gebiet von Speyer. Dieser Rechtsunterschied ist als Inschrift auf dem Domnapfbrunnen in Speyer abgebildet: Das Gefäß wird ausdrücklich als Zufluchtsort für Schuldige beschrieben. Denn Verurteilte und Verfolgte überquerten die Grenze zum Hochstift, um einer Bestrafung zu entgehen. Zugleich wohnt dem Domnapf eine besondere sakrale Bedeutung als Weingefäß inne. So wurden in der Vergangenheit mit der Wahl eines neuen Bischofs beim Eintritt in die Stadt öffentliche Domnapffüllungen zelebriert, bei denen der Napf mit Wein gefüllt und der Bevölkerung gewidmet wurde. [Anm. 2]
Im Christentum besitzt Wein eine wichtige sakrale Bedeutung, da er gemäß der Überlieferung des Neuen Testaments beim letzten Abendmahl nach katholischer Lehre zum Blut Jesu Christi wird. [Anm. 3] Zugleich sollten die Domnapffüllungen bei besonderen kirchlichen Anlässen Lust und Fröhlichkeit unter dem Volk verbreiten. Diese Tradition wird bis heute fortgesetzt. In den letzten 100 Jahren wurden mehrere öffentliche Füllungen zu besonderen kirchlichen Anlässen wie dem Besuch des Papstes gefeiert. [Anm. 4]
Domnapf-Füllungen
25. Mai, 15. Juni und 13. Juli 1930 | 900-Jahr-Feier der Grundsteinlegung des Domes |
1936 | Patenwein-Aktion der Gemeinden Forst und Gleisweiler |
3. und 10. September 1961 | 900-Jahr-Feier der Dom-Weihe |
12. Oktober 1980 | 950-Jahr-Feier der Grundsteinlegung der Kathedrale |
16. Oktober 1983 | Bischofsweihe von Bischof Dr. Anton Schlembach |
9. Mai 1987 | Besuch von Papst Johannes Paul II. in Speyer |
16. Juni 1990 | 2000-Jahr-Feier der Stadt Speyer |
25. März 1995 | Bischofsweihe von Weihbischof Otto Georgens |
26. August 2000 | Feier des Heiligen Jahres - 2000 Jahre nach der Geburt Jesu Christi. |
22. Oktober 2006 | Seligsprechung von Pfarrer Dr. Paul-Josef Nardini (1821-1862) im Dom |
2. März 2008 | Amtseinführung von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann |
2. Oktober 2011 | 950-jähriges Jubiläum der Dom-Weihe |
5. Juni 2017 | 200-jähriges Bistumjubiläum |
Das Historische Museum der Pfalz
Neben dem Domnapf beherbergt das nahegelegene Historische Museum der Pfalz in seiner Weinausstellung weitere Objekte der Kultur- und Konsumgeschichte des Weins. Darunter befinden sich zwei Gemälde, die den Konsum und Genuss von Wein zeigen. [Anm. 5] Zu erwähnen sind ebenfalls mehrere verzierte Gefäße wie der Prunkpokal des Kurfürsten Carl Theodor. [Anm. 6] Als eines der seltensten Ausstellungsstücke des Museums gilt der Römerwein. Er wird als ältester Wein der Welt klassifiziert und befindet sich heute als zum Teil noch flüssiges Gemisch in einer verzierten Glasflasche. Der Fund stammt aus römischen Gräbern in Speyer, in denen verschiedene Grabbeigaben gefunden wurden. Zu Begräbnissen mischte die römische Bevölkerung den Wein mit Gewürzen und Öl, um ihn zu konservieren. [Anm. 7]
Weitere Informationen
Urheberschaft
Autor: Ann-Kathrin Petermann
Redaktion: Simeon Guthier
Stand: 21.01.2023